Die Bilanz

Nach genauerer Betrachtung des Sachverhalts und der Unterlagen drängen sich folgende Fragen auf:

  1. Warum sollen die Bibliotheken komplett geschlossen werden? Und
  2. warum sofort?

 

Vorteile der Schließung?

Nachteile der Schließung

Die Stadtverwaltung zeigt in ihrem Konzept zwar die für alle Bibliotheken geltenden Nachteile auf, rechnet die Folgekosten jedoch nicht in den Haushaltsplan ein.

Am Beispiel von Dottendorf wird nun gezeigt, dass sich außerdem ein genauerer Blick auf die tatsächlichen Einsparpotentiale lohnt. Denn nach aktuellem Stand sind wesentliche Annahmen, die für ein positives Ergebnis im Falle der Schließung zu Grunde gelegt wurden, nicht gegeben.

Man nennt mich Einsparungen ...

Als Einsparung verkleidet

Würde wirklich gespart?

Das Medienbeschaffungsetat soll nicht gestrichen, sondern der Zentrale übertragen werden. Keine Einsparung.

Die Betriebskosten verbleiben nach aktuellem Stand praktisch vollständig im Haushalt des SGB. Die Nutzungsplanung vom Ortszentrum Dottendorf, in dem auch u.a. die Feuerwehr untergebracht ist, wurde zunächst auf nach den Entscheidungstermin der Schließung vertagt; inzwischen soll es vorher ein Nutzungskonzept geben - wir sind gespannt. Bisher keine konkrete Einsparung geplant.

Auch das Personal wird zu diesem Zeitpunkt nicht eingespart werden, sondern soll rechtzeitig zur Eröffnung der Zentrale zur Verfügung stehen. Die Rede ist von 2 Stellen, wobei wir nicht einmal anderthalb Stellen haben. Alle anderen arbeiten bereits ehrenamtlich.

Den eingesparten Sachkosten steht der Einnahmeverlust gegenüber. Da die Stadtverwaltung davon ausgeht, dass 50% der Besucher ausbleiben wird (sic!), rechnet sie schließlich mit Einsparungen von 11.432,41 € - 7.460,00 € = 3.972,41 €, die Verluste durch den wegfallenden Förderverein noch nicht eingerechnet.

Zum Vergleich der Dimensionen siehe die Analyse von Haushalt 2015 und Haushaltssicherungskonzept von Achim Dehnen.

Fazit: In erster Linie scheint es um eine Zentralisierung zu gehen, die selbst Einsparbemühungen übergeordnet ist.

Bei dieser Art der Zentralisierung wird wiederum scheinbar übersehen, dass die Investitionen ins Haus der Bildung gerade durch das Netz der Stadtteilbibliotheken die Bonner in der Fläche erreichen.

Auch bei den anderen bedrohten Stadtteilbibliotheken sind die erhofften Einsparungen fraglich.

Die Stadt selbst nennt in ihrem Konzept dagegen erhebliche Nachteile, die auszugsweise in der rechten Spalte aufgeführt sind.

 

Es wird mit einem großem Verlust an Besuchern gerechnet. (Die Stadt kalkuliert mit 50%.)

Fazit im Wortlaut der Stadt (siehe fachliches Bibliothekskonzept)):

Den Einsparungen steht ein drastisch reduziertes Wohnort-, Kindergarten- und schulnahes Bildungsangebot gegenüber.

Generationenübergreifender öffentlicher Raum im Stadtteil fehlt.

Viele Aufgaben können nur noch sehr eingeschränkt wahrgenommen werden und stehen erheblich weniger Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Neu hinzukommende Bildungsaufgaben in der sich verändernden Schulstruktur können nicht erbracht werden.

Wirtschaftliches Handeln?
Die Stadtbibliothek hat mit im Vergleich nicht sehr großem Aufwand einen breiten Wirkungsgrad. Schließen von Standorten spart [ggf.] Personalkosten, hat aber weitreichende Auswirkungen im Sozialraum durch fehlende niedrigschwellige Bildungsorte.
Bibliothek als virtueller und realer Ort?
Die Stadtbibliothek ist nur noch punktuell im Stadtgebiet vertreten. Kinder und Mobilitätseingeschränkte haben weite Wege.
Offener Zugang?
Barrierefreiheit ist stark eingeschränkt, da nur noch wenige Bibliotheken vorhanden, hoher Aufwand bzgl. Erreichbarkeit.
Information und Vermittlung?
Die Bibliothek ist als Informationsort deutlich reduziert präsent.
Lebenslanges Lernen (LLL)?
Die Unterstützung von LLL ist stark eingeschränkt: keine institutionelle Versorgung von Schulen kombiniert mit weiten Wegen.
Zielgruppenorientierung?
Durch fehlende Präsenz ist diese Aufgabe nur noch sehr eingeschränkt zu leisten.
Literarisches Leben?
Das literarische Angebot und die Orte sind deutlich reduziert.
Leseförderung?
Voraussetzungen für Leseförderung sind deutlich verschlechtert durch fehlende Lese-Orte
Interkulturelle Arbeit?
Bibliotheken als niedrigschwellige wohnortnahe Ort stehen für interkulturelle Aktivitäten und als Treffpunkt zu einem Drittel weniger zur Verfügung.
Bildungspartnerschaften?
Werden deutlich erschwert, da die Nähe zu Kindergärten und Schulen an den aufgegebenen Standorten ersatzlos verloren geht.
Selbstorganisiertes Lernen in Schulen?
Eine Unterstützung der Schulen bei dieser Aufgabe findet nicht statt.
Identitätsstiftende Kulturorte?
Öffentliche kulturelle Orte in den Stadtteilen sind deutlich reduziert, weniger Identifikationsfläche gegeben.
Bürgerschaftliches Engagement?
Dem Engagement v.a. der Fördervereine wird die Grundlage entzogen. Weniger bürgernahe Orte bedeuten weniger Identifikation.
Geschlossene Stadtteilbibliotheken können nicht mehr das Haus der Bildung und die Bibliothekskultur insgesamt stärken.

Lassen Sie uns weiterhin möglichst vielen Menschen aller Alters- und Gesellschaftsschichten Bildung und Gemeinschaft nahebringen, das ist die beste Investition in ein friedliches Miteinander in unserem Land!